BUDAPEST. Die ungarische Regierung hat die deutsche Botschafterin Julia Gross einbestellt. Grund dafür ist eine Rede, die die Diplomatin am Mittwoch zum Tag der Deutschen Einheit hielt. Gross hatte darin laut der Nachrichtenagentur Reuters die ungarische Politik kritisiert und unter anderem behauptet, das Land würde das Vertrauen in EU- und Nato-Partner untergraben.
Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto schrieb auf seiner Facebook-Seite, die deutsche Botschafterin habe sich mit ihren Äußerungen „in einer Weise in die inneren Angelegenheiten Ungarns eingemischt, die die Souveränität unseres Landes verletzt“. Ungarn erwarte von ausländischen Botschaftern Respekt und deshalb sei die Rede „völlig inakzeptabel“.
Botschafterin kritisiert Ungarns Ukraine-Politik
Der Reuters-Agentur zufolge bemängelte Gross in ihrer Rede die ungarische Ukraine-Politik und die „Kapriolen um den Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens“, den das ungarische Parlament im Vergleich zu anderen Nato-Mitgliedern erst sehr spät ratifiziert hatte. In der Ukraine setzt sich der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban für Verhandlungen mit Rußland ein.
Die deutsche Botschafterin soll ihre Rede überwiegend vor anderen Diplomaten und Vertretern sogenannter Nichtregierungsorganisationen gehalten haben. Ranghohe ungarische Regierungsvertreter seien nicht zugegen gewesen. (dh)